Leitbild

Leitbild Die Kopiloten e.V. 2020

GEMEINSAM.POLITISCH.BILDEN

Unter diesem Motto sind wir als „Flugbegleiter*innen politischer Bildungsreisen“ vor Ort. Wir wollen besonders junge Menschen für das politische Geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe aufmerksam machen und begeistern. Wir begleiten und ermuntern sie, sich unmittelbar bei der Gestaltung ihres politischen Umfeldes zu engagieren.
Die Projekte unseres Vereins sind vielfältig, sie haben verschiedene Schwerpunkte und auch unterschiedliche Zielgruppen. Doch sie haben auch viele Gemeinsamkeiten, die hier unter zehn Punkten zusammengefasst das Leitbild unseres Vereins darstellen..

Mitbestimmung für alle!
Junge Menschen sind, genau wie Erwachsene, wichtige Gesellschaftsmitglieder. Ihnen müssen deshalb in allen sie betreffenden Angelegenheiten und dort, wo sie es fordern, Mitbestimmungsmöglichkeiten angeboten werden. Aber Kinder sind auch keine „kleinen“ Erwachsenen. Junge Menschen haben eigene Bedürfnisse und Interessen. Für sie und mit ihnen müssen kinder- und jugendgerechte Beteiligungsangebote entwickelt werden, gemäß der Forderung der Kinderrechtsbewegung „Nichts für uns ohne uns!“. Dass Kinder und Jugendliche ihre Forderungen nur sehr bedingt in politische Entscheidungsprozesse einbringen können, weil ihnen Mitbestimmungsrechte vorenthalten werden, ist ein gesellschaftlicher Zustand, den es zu ändern gilt.

Die Gesellschaft steht heute vor grundlegenden Fragen, deren Beantwortung schon heute die Aufgabe aller Generationen sein muss. Die Suche nach Antworten, Lösungsansätzen und alternativen Modellen hat in vielen Teilen der Gesellschaft bereits begonnen. Als Verein unterstützen wir junge Menschen darin (gesellschafts-)politische Zusammenhänge zu verstehen, Lösungen zu entdecken sowie zu entwickeln, Forderungen und Ideen zu formulieren, diese einzubringen und Demokratie auf diese Weise aktiv mitzugestalten.

Diskriminierendes Verhalten und damit verbundene Einstellungen lehnen wir ab, auch und besonders im alltäglichen Handeln. Rassismus, Sexismus und Antisemitismus sind nicht nur Gegenstand fachlicher Auseinandersetzung in unserem Verein, sondern auch in unseren persönlichen Lebensbereichen. Wir treten ein für die Akzeptanz aller Menschen und für eine offene, plurale Gesellschaft. Orientierung und normatives Gerüst unserer Arbeit ist immer der Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Menschen.

Wir möchten junge Menschen als politische Akteure stärken und sie für demokratische Prinzipien wie zum Beispiel Selbstbestimmung, Emanzipation und Gewaltfreiheit sensibilisieren. Dabei geht es sowohl um die Kenntnis und das Verständnis der eigenen Rechte, als auch darum, diese aktiv einzufordern und weiterzudenken. Wir verstehen uns als Lernbegleiter*innen, als "Kopilot*innen" politischer Bildungsreisen junger Menschen.
Wir gehen davon aus, dass junge Menschen sehr wohl ein Interesse am Politischen haben und keineswegs politikverdrossen sind – vielmehr kann man von einer jugendverdrossenen Politik sprechen, die darin versagt, junge Menschen zur Mitbestimmung und zum politischen Streiten anzuregen. Diesen Konflikt sehen wir als wichtigen Bestandteil demokratischer Willensbildung.
Interesse für das Politische, für 'das, was alle angeht', bei jungen Menschen zu wecken, ist ein grundlegendes Ziel. Die Teilnehmenden unserer Bildungsangebote lernen mit uns gemeinsam, Position zu beziehen und sich so aktiv in gesellschaftspolitische Diskurse einzubringen. Wir möchten zur Entwicklung mündiger und kritischer Menschen beitragen. Diese Ziele erreichen wir durch kritische politische Bildung

Bestehende Verhältnisse und Systeme müssen kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden. Die kritische Untersuchung von Macht- und Herrschaftsstrukturen ist gemäß unseres gesellschaftspolitischen Bildungsansatzes immer Gegenstand der Auseinandersetzung, sowohl innerhalb des politischen Systems als auch in Alltagssituationen des Miteinanders.
Die Befähigung junger Menschen - als kritische Subjekte - gesellschaftliche Konflikte in ihrer Komplexität zu erkennen und bewerten zu können, ihr Eingebundensein in diese Verhältnisse zu verstehen und sie aktiv mitzugestalten, ist ein herausforderndes Ziel. Gesellschaftliche Verhältnisse als von Menschen gemacht zu begreifen und als politisch veränderbar wahrzunehmen, kann zur Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten führen, diese Verhältnisse zu verändern und zu verbessern.

Stadtgesellschaft

Stadt gehört allen, Stadtgesellschaft sind wir alle! Deswegen ist es wichtig, Menschen zur Mitgestaltung und zum Einfordern ihres Rechtes darauf anzuregen.
Eine Sensibilisierung für den politischen Nahbereich kann erfolgreich sein, wenn handlungsorientiert vermittelt wird, dass das Politische schon direkt vor der eigenen Haustür beginnt.

Schule
Kooperationsprojekte zwischen Schule und außerschulischen, non-formalen Bildungsträgern eröffnen ein Experimentierfeld für partizipative politische Bildung.
Dabei ist beispielsweise die Subjektorientierung außerschulischer politischer Kinder- und Jugendbildung hervorzuheben. Diese beinhaltet die Offenheit bezüglich der konkreten Inhalte, der Gestaltung und des Verlaufs der gemeinsamen Arbeit, auf methodischer und thematischer Ebene und ermöglicht Lernarrangements, die auf Erfahrungen und Vorstellungen aller Betroffenen zurückgreift. Somit werden Lernende aus ihrer passiven Rezipient*innen-Rolle geholt und als gleichberechtigte Mitbestimmer*innen im Lern- und Arbeitsprozess auf Augenhöhe respektiert und einbezogen.

Politische Bildung kann nicht nur auf ehrenamtlicher Basis erfolgen, deshalb setzen sich die Kopilot*innen in Stadtgesellschaft und Kommune aktiv dafür ein, diese gesellschaftliche Aufgabe weiter zu entwickeln und finanziell abzusichern. Denn politische Bildung ist nicht umsonst, aber auch nicht kostenlos.

Universität

In enger Kooperation mit dem Fachgebiet “Didaktik der politischen Bildung” an der Universität Kassel realisieren wir bereits seit 2008 Projektseminare, überwiegend für angehende Lehrer*innen. Hierbei werden theoretische Inhalte für junge Menschen aufbereitet und praktisch angewendet. Lernen ist dabei kein Selbstzweck, sondern geschieht immer vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Praxisrelevanz.

In unserer politischen Praxisarbeit im außerschulischen Bereich verwenden wir sowohl etablierte als auch selbst entwickelte Lehr-Lern-Konzepte, die unserem gesellschaftspolitischen Bildungsansatz , der kritischen politischen Bildung,  entsprechen. Bei all unseren Bildungsangeboten soll auch der Lernprozess, nicht allein das Projektergebnis, im Vordergrund stehen.

Der Verein initiiert und unterstützt Bildungsvorhaben innerhalb der Lebensräume Stadtgesellschaft, Universität und Schule und bietet diesen zugleich eine öffentliche Plattform. Unsere Arbeitsbereiche sind: „Kinder- und Jugendpartizipation“, „Bildung gegen Menschenfrendlichkeit“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Bildung wird dabei verstanden als langfristige Lern- und Handlungsformen selbstgesteuerten und eigenverantwortlichen Arbeitens. Hierfür bieten und fordern wir weiterhin stabile Strukturen, denn (politische) Bildung kann nur langfristig und nicht in abgeschlossenen Projekten wirken. So besteht die Möglichkeit, bildungspolitisches Engagement unmittelbar gemeinschaftlich zu praktizieren, zugleich kann Theorie und Wissenschaft in der Projektarbeit kritisch reflektiert und weiterentwickelt werden. Projektarbeit soll nach unserer Auffassung politische Arbeit, gesellschaftsverändernde Praxis und (vor-)berufliche Qualifizierung zugleich sein.

Die Selbstorganisation unseres Vereins beruht auf basisdemokratischen Prinzipien; wir arbeiten hierarchiearm und kollaborativ. Indem wir Konflikte demokratisch austragen, erlernen und erfahren wir Demokratie auf praktische Art und Weise. Innerhalb des Vereins und in der Projektpraxis ist uns die Gemeinschaft Gleichberechtigter wichtig, so dass Erfahrungen mit elementaren demokratischen Prozessen gemacht und reflektiert werden können (gemeinsames Verhandeln, Kooperieren, Planen, Abstimmen, Entscheiden, etc.). Wir sind eine lernende Organisation und fördern partizipativ, transparent und selbstorganisiert ein aktives, praxisorientiertes Lernen aller Beteiligten.

Die Gruppen der verschiedenen Arbeitsbereiche im Verein agieren weitestgehend selbständig, können jedoch auf die Strukturen und Ressourcen des Vereins zurückgreifen. Die Projektgruppen unterstützen ihrerseits den Verein im Erhalt und der Entwicklung seiner Struktur, sowie in der Wahrnehmung seiner Ziele und Aufgaben.